Der Abend wird Friederike Kempner jedoch auch als mutige Einzelkämpferin im Dienst an der Gesellschaft würdigen. In ihren Denkschriften und Eingaben an höchste staatliche Stellen, ja sogar in ihren Dramen und Novellen beschäftigt sie sich mit Themen wie Religionsfreiheit, Einzelhaft, Todesstrafe, Vivisektion, die soziale Verantwortung des Staates. Was aber die wenigsten wissen: F.K.s Traktat „...über die Notwendigkeit...von Leichenhäusern" ist es zu verdanken, dass Preussen 1871 eine Frist von fünf Tagen zwischen Tod und Beerdigung gesetzlich einführte und damit das von F.K. vielbeschriebene und gefürchtete Begrabenwerden bei lebendigem Leib verhindern half.
Die Demoiselles Irmtraud und Charlotte, Friederikes engste Freundinnen und Bewunderinnen, werden in der Gestalt der Schauspielerinnen Barbara Scheck und Katharina Bihler die schlesische Nachtigall noch einmal schlagen lassen. Sie werden Wache halten an ihrem Totenbette fünf Tage, wie sie gefordert, dieweilen sie revuepassieren lassen die Stationen ihres Wirkens, auf daß sie weiterlebe in der Nachwelt... und versprechen einen überaus lehrreichen und amüsanten Abend um Herz, Schmerz, das Wesen der Welt und wiederauferstandene Leichen - mit Leib und Seele, mit Sang und Klang, mit Pauken und Trompeten höchst anmutig vorgetragen!
Friederike Kempner , die Florence Foster Jenkins der Literatur: Diese famose Dame verdient es, daß wir ihr einen Abend opfern - um so mehr, als die Darbietenden ihrem Publikum des Himmels Bläue (und der Grüfte Tiefe) auf Erden versprechen!
Finanziell unabhängig , widmete die gebildete und aus Überzeugung ledig gebliebene Schlesierin Friederike Kempner (1828 - 1904) ihr Leben auf dem Friederikenhof bei Breslau der Schriftstellerei, wobei sie Ihre Popularität insbesondere ihrem lyrischen Opus verdankt: Die hinkenden Versfüße und verunglückten Metaphern ihrer poetischen Ergüsse machen sie zur Königin der unfreiwilligen Komik. Die acht (!) Auflagen ihres Gedichtbandes kamen dadurch zustande, daß ihre um den Ruf der Familie besorgten Verwandten regelmäßig sämtliche Exemplare aufzukaufen versuchten - jedoch ohne Erfolg, denn sie dichtete unermüdlich weiter:
Unnütz
lyrisches Gesinge/
unnütz lyrisches Geklinge/
gehst du mir nicht aus dem Sinn/
schreib' ich auf Papier dich hin!
Selbst der berühmte, ebenfalls aus Schlesien stammende Theaterkritiker Alfred Kerr, der eigentlich Kempner hieß, war um seinen guten Ruf besorgt und änderte schließlich seinen Namen, obwohl er gar nicht mit ihr verwandt war - behauptete er jedenfalls...
"Kennst
Du das Land?" -
"Ach,
leider nicht!"
eine
humoristische theatralisch - musikalisch - rezitatorische Gedenkfeier zu Ehren
der unsterblichen Friederike Kempner
genannt "der Schlesische Schwan"
von und mit
Barbara Scheck und Katharina Bihler
Die Totenwache...
"...haben
die beiden Schauspielerinnen mit ausgesprochener Liebe zum Detail arrangiert...
...trotz all der triefenden Ironie übertreiben es die beiden nicht, gehen
wohl dosiert mit der Komik um, auf daß die Wirkung um so Zwerchfell-erschütternder
ausfällt."
(Saarbrücker Zeitung)
"...eine Totenwache, bei der sich nicht einmal Alfred Kerr seiner Tante geschämt
hätte...
...die hervorragenden Darstellerinnen zeigen den hinkenden Versfüßen, wo es
lang geht....
...ein außergewöhnliches Programm für eine außergewöhnliche Frau."
(Trierischer Volksfreund)
"... Sie waren meisterlich, die beiden Frauen!... – ein einziger Augen- und
Ohrenschmaus!"
(maju! trierer stadtmagazin)
"Eindrucksvoll stellten die beiden Schauspielerinnen
unter Beweis, daß die Kempner bei all ihre humanistischen Idealen keine
Scheu vor ... Blutrünstigkeit zeigte: ... (es wird) verstümmelt und gemordet,
was das Zeug hält...."
(Rhein-Neckar Zeitung, 12.11.98)
"Mit bewundernswerter Sicherheit balancieren
B.Scheck und K.Bihler auf dem schmalen Grat zwischen Kitsch und Klamauk, und
auch wenn jede Zeile von unterdrückter Heiterkeit begleitet wird - zum Schluss
der Vorstellung steht eines fest: wir alle lieben Friederike Kempner."
(Allgemeine Zeitung Mainz, 1.2.99)
studierte
Schauspiel am Studio Haller in Heidelberg sowie Anglistik und Germanistik
an der dortigen Universität. Es folgten diverse Engagements als Schauspielerin,
Dramaturgin und Regieassistentin in Karlsruhe, Heidelberg und Luxemburg.
Nach ihrer langjährigen Tätigkeit am Kinder- und Jugendtheater der Stadt Saarbrücken
arbeitet sie wieder frei als Schauspielerin, Autorin (Neuübersetzung und -Fassung
der "Beggars Opera") und (Synchron-)Sprecherin, sowie als Theaterpädagogin
und Theatertherapeutin.
Mit Katharina Bihler arbeitet sie seit Anfang '96 zusammen (Bar-Revue "Bukowski
Wait For Us"; "Gans oder gar nicht"; "Die wahre Stella" ).
Seit '98 produziert sie zusammen mit dem Autor und Schauspieler Peter Tiefenbrunner
Stücke für Kinder & Erwachsene. Informationen dazu unter www.alfons-und-beta.de
studierte
Gesang bei Wiltrud Baumgartner (München) und Mike Rhodes (Trier). Zwischen
1993 und 1995 war sie am Stadttheater Trier als Schauspielerin und Regieassistentin
engagiert. Sie ist Mitbegründerin des theater duke's oak, Trier. Ihre umfangreiche
freiberufliche Tätigkeit erstreckt sich auf die Gebiete Schauspiel, Gesang
(frühe Oper, Chanson, Jazz) und Regie (Literaturprojekte, Performances, Kinderstücke).
Diverse CD-Aufnahmne u.a. "Die schönsten Liebesgedichte der Romantik"
mit Lutz Görner sowie "Naftule Brandwein" mit Helmut Eisel.
1997 gründete sie zusammen mit dem Komponisten und Bassisten Stefan Scheib
das LIQUID PENGUIN ENSEMBLE Saarbrücken und produziert Musikhörspiele
und Performances ("Schlagschatten", "Zapping", "life of brain",
"A.G. Pym"). Informationen dazu unter www.liquidpenguin.de